CDU prüft Neubau eines Krankenhauses nahe der Autobahn 7

08.07.2021

 

Die CDU-Kreistagsfraktion hat nach intensiven Beratungen im Rahmen der Diskussionen zur Zukunft der imland gGmbH entschieden, eine „Variante 4“ prüfen zu lassen. Der Antrag für die Sitzung des Hauptausschusses lautet:

„Der Hauptausschuss bittet die Geschäftsführung der imland gGmbH, im Rahmen des derzeitigen Prozesses folgendes Szenario zu prüfen:
Neubau eines Krankenhausgebäudes für die imland gGmbH in der Nähe der Autobahn 7 nördlich des Nord-Ostsee-Kanals. In diese Bewertung haben alle Rahmenbedingungen wie zum Beispiel das notwendige Leistungsportfolio, die optimalen Strukturen, die Liquiditätsentwicklung, der Verkauf der derzeitigen kreiseigenen Liegenschaften, die Abschreibungen etc. einzufließen.“

Tim Albrecht, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion: „Keine der drei von KPMG geprüften Varianten haben sich für die CDU als „das Gelbe vom Ei“ herausgestellt. Variante 2 scheint für alle Fraktionen ausgeschlossen. Jedoch sind auch die Varianten 1 und 3 nicht solche, denen wir einfach so folgen können.“

Nach Ansicht der CDU hat die Variante 1 keine nachhaltig positive Fortführungsprognose und birgt große Risiken. Die Gefahr ist damit sehr hoch, dass die Steuerzahler einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in eine Klinik investieren, die schon nach kurzer Zeit vom Markt verschwinden würde. Die Variante 3 dagegen wäre mit einem so erheblichen Arbeitsplatzabbau verbunden, dass auch dieser nicht einfach so zugestimmt werden könnte – selbst wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher nicht arbeitslos würden, sondern händeringend von anderen Trägern gesucht werden. Albrecht: „Deswegen ist es jetzt an der Zeit, zu überprüfen, ob es nicht sowohl für die Gesundheitsversorgung als auch mit dem Blick auf die Wirtschaftlichkeit die sinnvollste Alternative ist, einen Klinikneubau anzustreben.“

„Die aktuelle Situation rund um die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wirtschaftlich anfällig die Klinik ist. Hinzu kommt jetzt der unerwartet dramatische Zustand des Gebäudes in Eckernförde. Wir müssen heute den Knoten so durchschlagen, dass unsere Klinik für die Zukunft langfristig gut aufgestellt ist, um eine optimale Gesundheitsversorgung zu gewährleisten“, so Thorsten Schulz, Sprecher der CDU für die Beteiligungen.

Der Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende der CDU, Dr. Johann Wadephul, ergänzt: „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem alle Optionen geprüft werden müssen. Ziel muss es sein, die bestmögliche Krankenhausversorgung für unseren Kreis zu schaffen. Der Neubau eines Krankenhauses an einer verkehrsgünstigen Stelle zwischen Rendsburg und Eckernförde könnte das Ergebnis der Prüfung sein!“

Die CDU-Fraktion berücksichtigt dabei, dass sich das Gesundheitswesen in Deutschland im Wandel befindet. Das bedeutet eben auch, dass den Krankenhäusern in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gravierende Veränderungen bevorstehen. Nicht nur das Patientenverhalten ändert sich, auch die medizinische Versorgung unterliegt einer stetigen Verbesserung. Hat man früher z.B. für eine Blinddarmentfernung noch 14 Tage im Krankenhaus stationär versorgt werden müssen, so macht es die medizinische Entwicklung möglich, diesen Eingriff heute minimalinvasiv und mit einer kurzen stationären Aufenthaltsdauer durchzuführen. Gleichzeitig zeigen die Zahlen auch, dass Patienten sich vorher über die behandelnden Kliniken informieren und nicht mehr zwingend die nächstgelegene Klinik wählen, sondern diejenige, die für den jeweiligen Eingriff die meiste Erfahrung hat und einen guten Ruf genießt sowie den höchsten baulichen Komfort und die beste medizinisch-technische Ausrüstung bietet. Der Gemeinsame Bundesausschuss zielt nicht zu Unrecht darauf ab, dass eine Qualität der Behandlung auch immer mit der Anzahl der zu behandelnden Fälle zusammenhängt. Einfach gesagt: Ein Chirurg, der nur wenige Operationen durchführt, hat nicht so viel Wissen und Erfahrung wie jemand, der diese gleiche Behandlung täglich praktiziert. Dieser Anspruch auf eine steigende Behandlungsqualität, die im Sinne aller Patientinnen und Patienten ist, hat zur Konsequenz, dass kleine Häuser diese Qualität lediglich in Nischen erbringen können, nicht aber mehr als Grund- und Regelversorger.
Heute geht man davon aus, dass eine Klinik der Grund- und Regelversorgung 500 – 600 Betten haben muss, um wirtschaftlich erfolgreich am Markt tätig sein zu können. Das Haus in Rendsburg erreicht diese Größe, das Haus in Eckernförde mit rd. 160 Betten verfehlt diese deutlich.

Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird, ausreichend Fachkräfte in der ärztlichen oder pflegerischen Versorgung zu finden. Das betrifft nicht nur die Kliniken, sondern alle pflegerischen Berufe. In Eckernförde ist es zum Beispiel für junge Assistenzärztinnen und -ärzte immer schwieriger, eine Facharztausbildung zu durchlaufen. Es wird daher für diesen Standort in Zukunft immer mühsamer, gutes Personal zu finden.

Beide Häuser – sowohl Eckernförde als auch Rendsburg -  sind in die Jahre gekommen. Dabei mag man beklagen, dass in den letzten Jahrzehnten zu wenig investiert worden ist. Nur hilft dieses Klagelied keinem weiter und verantwortlich sind alle gemeinsam: die Fraktionen und die Verwaltung des Kreises mit den vorherigen Geschäftsführern der Gesellschaft durch nicht gestellte Anträge und die jeweiligen Landesregierungen, die unsere Klinik „stiefmütterlich“ behandelt haben. Denn erst jetzt werden große Summen in OP-Säle, den Hubschrauberlandeplatz etc. getätigt.

Daher hilft nach Meinung der CDU nur der Blick nach vorn, nicht aber der Blick zurück zu den Fehlern der vergangenen Jahre. Und der Blick nach vorn kann nur bedeuten, dass wir unsere imland gGmbH so aufstellen, dass sie zuverlässig die Gesundheitsversorgung gewährleisten kann. Er muss dabei so weit gerichtet sein, dass er mindestens die nächsten 20 Jahre und länger umfasst.

Im Rendsburger Haus gibt es keine wirkliche Möglichkeit der Erweiterung, sodass künftige Bautätigkeiten größtenteils im Bestand zu erfolgen haben. In Eckernförde wissen wir schon jetzt, dass große Teile abgängig sind. Gleichzeitig hat uns z.B. auch die Corona-Pandemie vor Augen geführt, dass große Isolationen in größeren Patientenzimmern – wie sie bei künftigen Pandemien nötig sein werden – in beiden Häusern immer wichtiger werden.

Blickt man also in das Jahr 2040, dann kann es nur bedeuten, dass der Kreis – gemeinsam mit dem Land – den großen Wurf prüfen muss. Dieser Wurf würde bei einem Privatmann bedeuten, dass man das baufällige Haus abreißt und nicht saniert. Gleichzeitig gibt es der Krankenhausgesellschaft die Möglichkeit, sich nach neuesten medizinischen Erkenntnissen neu aufzustellen, nicht weiter vom Kreis abhängig zu sein und trotzdem eine wohnortnahe medizinische Versorgung zu gewährleisten.
Tim Albrecht: „Die Geburtshilfe könnte hier als gutes Beispiel dienen: In einem neuen Haus wäre es möglich, die heutige Belegstation in Eckernförde mit der stationären Station mit Kinderintensivstation aus Rendsburg zu verbinden. Es gäbe dann ein besseres Versorgungsangebot – und zwar ohne große weitere Fahrwege,  da das neue Krankenhaus an der Autobahn A7 fast mittig zwischen Rendsburg und Eckernförde läge.“

Für die Städte Eckernförde und Rendsburg ist nach Ansicht der CDU gleichzeitig zu prüfen, ob in einem solchen Szenario aus medizinischer Sicht ein Bedarf für ein modernes Medizinisches Versorgungszentrum mit einem sehr umfangreichen Angebot möglich wäre. Aufgrund der attraktiven Lagen in den Stadtbereichen ergeben sich mit der Aufgabe der Klinikstandorte für beide Städte ebenfalls neue Entwicklungspotentiale.